Bei einer Schafschur waren früher ganze Familien beteiligt. Erst trieb man die Schafe durch das Wasser, um die Wolle “vorzureinigen”.
Nach der Schur wurde die Wolle dann richtig gewaschen. An das Wollewaschen habe ich mich schon herangewagt. Diese Arbeit nahm einen ganzen Tag in Anspruch. Doch es war etwas ganz Besonderes.
Hier mein Waschrezept:
Als erstes befreit man die Wolle von den gröbsten Unreinheiten und Verfilzungen. Am besten, man bereitet schon einmal verschiedene Zuber mit handwarmen Wasser ohne Zusatz. Das Wasser darf nur handwam sein, sonst verfilzt die Wolle und wird unbrauchbar. Während dem Sortieren legt die grobgereinigte Wolle vorzu ins Wasser.
Während man schon am nächsten Zuber die Wolle verliest, weicht im ersten Zuber die Wolle schon mal ein. So kann man wunderbar zuarbeiten und man spart Zeit. Gut ist auch, wenn man die eingeweichte Wolle hie und da stampft, damit sich Schmutzpartikel besser lösen. Man kann dazu Omas Wäschestampfer oder einen weichen Lindenknüppel verwenden. Ich hab dazu meine Füsse benutzt. Denn während des gesamten Waschvorgangs riecht man eh nach Schaf.
Man sollte es tunlichst vermeiden, die Wolle zu reiben. Denn durch Reiben verfilzt die Wolle. Das erschwert später das Wollzupfen und Kardieren erheblich. Also besser nur Stampfer oder Füsse benutzen, denn mit Händen verfährt man schnell mit den klassischen “Wäschereibebewegungen” und das ist Gift für jede Wolle, die weiterverarbeitet werden soll.
Nach zwei Stunden Einweichen, nimmt man die Wolle hämpfelweise aus dem Wasser, drückt die vorsichtig aus und legt sie in einen Zuber mit Seifenwasser. Bei der Seife gilt der Spruch:” Weniger ist mehr!” Die Seifenflocken sollte man zuerst in einem gesonderten Behälter richtig auflösen. Denn wenn man einmal Seifenflocken in der Wolle hat, hängen die dort fest, wie hartnäckige Kletten. Man tut sich also selbst einen Gefallen, wenn man die Flocken zuvor restlos auflöst, bevor man die Seife der Wolle zuführt. Pro Zuber (Auf 50 Liter Wasser genügt eine halbe Handvoll Seifenflocken)
Man kann auch neutrale Flüssigseife verwenden, am Besten solche aus dem Reformhaus. Auch die sollte man vorher in einem separaten Gefäss mit Wasser anrühren, bevor man sie der Wolle zuführt. Sind die Zuber wieder mit Wolle gefüllt, heisst es wieder 2 Stunden einweichen lassen und zwischendurch stampfen. Falls die Wolle sehr stark verschmutzt ist, kann man dieses Prozedere mit dem Seifenwasser wiederholen.
Nach dem Einweichen im Seifenwasser bereitet man neue Zuber mit frischem Wasser und gibt in jeden Zuber 1 Liter Essig hinein. Hier gilt:” Nur rein damit!” Denn Essig löst die letzten Seifenreste und verleiht der Wolle nebst einem frischen Geruch, gleich auch noch Weichheit. Auch im Essigwasser lässt man die Wolle wieder zwei Stunden einweichen und stampft sie zwischendurch. Danach riecht man nicht mehr wie ein Schaf, sondern vielmehr wie eine Essiggurke.
Hernach nimmt man die Wolle wieder hampfelweise aus dem Zuber, drückt sie vorsichtig aus – und wer dann noch genug Essig im Hause hat und seine Wolle superfrisch haben will, kann das Essigwasser-Prozedere gleich nochmal wiederholen.
Nach dem ganzen Waschen, Plantschen und Stampfen, drückt man die Wolle ein letztes Mal gut aus und breitet sie locker zum Trocknen aus. Mein Tipp: Am besten man verwendet dazu Gitter oder Körbe, die man auf luftige Höhe setzt, damit keine Vier-, oder Krabbelbeiner auf die Idee kommen, sich in der Wolle häuslich einzurichten. Man stellt die Wolle an einen schattigen Ort, wo die Luft sehr gut zirkuliert, das ist ideal. Die Wolle sollte man auf keinen Fall der Sonnebestrahlung oder Feuchte aussetzen, sonst vergilbt oder fault sie. Wichtig ist auch, dass man die Wolle immer wieder ein bisschen dreht, so dass sie von allen Seiten gut belüftet wird und gut trocknen kann.
Wolle zupfen
Ist die Wolle erst einmal trocken, kann man im dem Wollzupfen beginnen. Hier eine kleine Warnung vorweg: Es macht süchtig! Denn das Wollzupfen beruhigt ungemein und die Hände werden dabei vom Wollfett schön zart. Man sollte darauf achten, dass man die Fasern seitwärts auseinanderzieht, wie ein Fächer. Früher war das Wollzupfen vor allem die Arbeit der Kinder und ihrer Grosseltern, da die Mütter mit dem Spinnen, Färben und Weben schon genug ausgelastet waren.