Der Linothorax oder Leinenpanzer ist eine leichte und sehr effiziente Rüstung. Er hat viele Vorteile. Beim Anlegen ist er zu Beginn zwar wie ein Karton, doch mit der Körperwärme schmiegt er sich an und wird sehr bequem. Zudem lässt er dem Träger sehr viel Bewegungsfreiheit.
Ein weiterer Vorteil ist, man kann ihn leicht selber bauen. Ich habe gleich drei Linothoraxe angefertigt für unser Kampftraining. Zuerst nahm ich die Masse aller drei Personen und fertigte im Anschluss die Schablonen aus Karton. Wichtig dabei ist, dass man grosszügig misst, da die einzelnen Lagen des Linothorax letztendlich 0,8 cm bis 1 cm dick werden.
Als Erstes stellte ich in unserer Tenne zwei Holzböcke auf uns legte eine grosse Holzplatte drauf, so dass ich mich ohne Einschränkung rund um den Arbeitstisch bewegen konnte.
Als Leim wählte ich einen Holzleim für den Aussenbereich. Das war ein Kompromiss, da sich die historischen Klebstoffe, wie Knochenleim oder Fischkleber auflösen, sobald der Linothorax mit Feuchtigkeit in Berührung kommt.
Dann folgte einer der schwierigsten Schritte, die ersten beiden Leinenlagen miteinander zu verleimen. Um den Leim optimal auf dem Gewebe zu verteilen, nahm ich einen gezahnten Schaber.
Wenn man die zweite Leinenlage darauf legt, nutzt man am Besten einen grossen Folienroller oder einem grossen, glatten Schaber, um damit die Leinenbahn nach und nach glatt auf der ersten Lage zu fixieren. Danach verteilt man den Leim auf die zweite Lage und fixiert eine dritte Lage.
Wichtig ist nun, dass man diese ersten Lagen zwei Tage gepresst ruhen lässt. Dafür nimmt man noch ein weiteres Brett und stapelt sämtliche Lektüren drauf. Nach zwei Tagen fixiert man weitere drei Leinenlagen und lässt das ganze nochmals zwei Tage gepresst ruhen. So verfährt man weiter bis man 12 Lagen aufeinander hat.
Danach kommen die Schablonen zu Einsatz. Wichtig ist, dass man ein Brett als Schonunterlage auf den Tisch legt, denn bei den zwölf Leinenschichten geht es mit dem Teppichmesser nun ziemlich zur Sache.
Sobald der Leinenpanzer ausgeschnitten ist, muss man die Kanten säubern und mit Lederstreifen oder vernähten Leinenstreifen einfassen. Dafür gibt man auf beide Teile Leim und fixiert sie mit Wäscheklammern. Bei allen Fransen verfährt man genauso. Danach näht man die Streifen zusätzlich an, um ein späteres Ausfransen zu verhindern.
Als Nächstes kommt wieder Knochenarbeit, denn es gilt die Rückenhalterung anzubringen. Dafür nimmt man eine Ahle und sticht Löcher im Quadrat und legt sie auf den Panzer. Dann sticht man vier Ecklöcher durch beide Schichten und fixiert sie mit Klemmnägeln. So können die Lagen nicht mehr verrutschen. Zur Sicherheit kann man vorher ein wenig Leim zwischen die Lagen geben.
Anschliessend treibt man mit der Ahle alle weiteren Löcher. Zum Nähen verwendete ich eine Knochennadel. Sie geht viel leichter durch die Lagen als eine Metallnadel. Als Faden kann man entweder einen gewachsten Leinen-Faden oder auch Lederschnüre verwenden.
Nun hat der Leinenpanzer endlich Gestalt angenommen. Nun muss man die Verschlüsse anzubringen. Ich wählte dafür einfache Lederbänder. Andere entscheiden sich vielleicht für prachtvollere Metallverschlüsse.
Auf den nächsten Schritt können sich vor allem kreative Naturen freuen. Denn man kann den Linothorax auch bemahlen, mit Leder oder Metall verzieren. Im Internet kann man sich grosse Mengen an historischen Vorlagen anschauen, angefangen bei Alexander dem Grossen.
Nachtrag: Inzwischen sind die Jahre ins Land gezogen und ich habe den Kampfsport alterhalber aufgegeben. Die Leinenpanzer haben in den Jahren so manche Hiebe und Schläge abbekommen. Alle drei Linothoraxe sind heute noch voll intakt und die der Männer sind noch im Einsatz. Schlussfolgerung: Der Linothorax ist nicht nur ein leichter, effizienter und bequemer Panzer, er ist schier unverwüstlich.
Apropoz unverwüstlich:
Als Nächstes wird der Bau eines keltischen Schildes
aus der Laténe D-Phase beschrieben.